Die Hufeisensiedlung/Großsiedlung Britz - Tour

2008 wurden sechs Berliner Siedlungen gemeinsam in die UNESCO-Welterbeliste eingetragen. Sie entstanden als Antwort auf die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in vielen Städten Europas herrschende krasse Wohnungsnot. Dank des 1920 erfolgten Zusammenschluss zur Einheitsgemeinde Groß-Berlin, konnte man auf viel neu geschaffenes Bauland zurückgreifen; Grundstücke, die häufig knapp jenseits des S-Bahnrings lagen – der heutigen Tarifzone B des öffentlichen Nahverkehrs. Hier wurden neue Konzepte des aufgelockerten, durchgrünten Städtebaus und der politischen Umsetzung erbrobt.
Sechs so entstandene Ensembles gelten heute als Berlins wichtigster Beitrag zur Architekturgeschichte. Jede Siedlung des jüngsten Berliner Welterbes ist einzigartig, gleichzeitig jedoch Teil einer zusammenhängenden Erzählung, wie eine handverlesene Schar von Architekten und Gartenarchitekten, Meilensteine des sozial orientierten Städtebaus entstehen zu lassen, deren hohe Wohnqualität und variantenreiches Erscheinungsbild bis heute überzeugt und verblüfft.
Die 1925-30 von Bruno Taut, Stadtbaurat Martin Wagner und dem Gartenarchitekten Leberecht Migge geplante Hufeisensiedlung in Neukölln-Britz ist die größte und bekannteste der sechs Berliner Welterbesiedlungen. Die fast 2.000 Wohneinheiten umfassende Anlage gilt international als Meilenstein des Sozialen Wohnungsbaus und gruppiert sich eine hufeisenförmig gebogene 350 Meter lange Gebäudezeile. Bereits 1925 diente die Baustelle als eine der zentralen "Schaustellen" der Weimarer Republik. Hier demonstrierte die Wohnungsbaugesellschaft GEHAG neue Finanzierungsmodelle und Kooperationen, mit denen man der überall in Europa grassierenden Wohnungsnot politisch effektiv entgegentrat und nebenbei den Berliner Wohnungsbau revolutionierte. Im Zuge des geführten Rundgangs wird die Meisterschaft Tauts deutlich, trotz serieller Bauweise ein sehr abwechslungsreiches Straßenbild und eine hohe Wohnqualität zu schaffen. Im Jahr 1998 wurde die GEHAG und mit ihr das gesamte Ensemble vom Berliner Senat privatisiert, weshalb die denkmalgeschützten Reihenhäuser mit Gärten heute im Besitz von weit über 600 Einzeleigentümer/innen sind. Der homogene Erhalt des virtuos variierten Ensembles wurde dadurch deutlich erschwert. Aus diesen Umbrüchen entstanden mehrere Projekte, an denen der Guide maßgeblich beteiligt war. Im Rahmen des ca. 2-stündigen Rundgangs wird auch die Ausstellung in der Infostation besucht.
Im Rahmen von "Ab ins B!“ bietet Designer, Autor und Denkmal-Experte Ben Buschfeld mehrere Touren durch zwei der Welterbe-Siedlungen plus die 2023 zur Ergänzung des Listeneintrags vorgeschlagene Waldsiedlung Zehlendorf an. Die Gesamtdauer der Touren variiert je nach Größe des Areals von 75 bis 150 Minuten.
Veranstalter
Ben Buschfeld
Ben Buschfeld hat als Designer, Bewohner und Autor mehrere Publikationen realisiert – u.a. eine Ausstellung und einen Reiseführer zur Hufeisensiedlung sowie eine Website über alle sechs Siedlungen des UNESCO-Welterbes. Er ist Kurator der Triennale der Moderne und Inhaber von tautes-heim.de.